Bericht der Wanderwoche Val Fex & Val Bregaglia im September 2022
Bericht der Wanderwoche Val Fex & Val Bregaglia im September 2022
Mit Gesundheitsland Schweiz und Arcatour Reisen
Dumeng Giovanoli (81), ehemaliger Slalomkünstler und Stolz der Nation, wartet auf der Alp Segl auf seine Gäste für den Besuch im Fexer Steinbruch. Er schaut in die Weite und meint: « Was ist das Val Fex doch für ein Paradies.» Und Giovanni Segantini betrachtete einst Soglio als «Schwelle zum Paradies». Zwei Paradiese in einer Woche, was will man mehr. Die Rinder und die Mutterkühe mit ihren Kälbern, die den Sommer auf der Alp Segl, im hinteren Val Fex verbringen, würden dem Ausdruck Paradies sicher zustimmen. Sie weiden wie früher auf den Waldweiden, streifen durch die lichten Lärchenwälder, es ist ihnen offensichtlich wohl. Richtig berggängige Tiere.
Ab und zu hört man den Tannenhäher krächzen, den Gärtner des Arvenwaldes. Lärchen und Arven bilden einen harmonisch gewachsenen Wald. Natur pur in einer vom Menschen geschaffenen Landschaft, wo sich auch heute Mensch und Tier wohlfühlen. Fast ein wenig wehmütig verlassen wir das Val Fex nach 3 Nächten im gleichnamigen Hotel, wo wir uns sehr wohl gefühlt haben. Das Wetter hilft uns ein wenig. Nach 3 wunderbar sonnigen Tagen sind heute die Berge verhangen. Bevor wir uns nach Soglio aufmachen, besuchen wir noch die eindrücklichen Gletschermühlen von Maloja. Das Gebiet ist heute ein Zentrum von Pro Natura. Der auf- und abziehende Nebel verwebt die Hochmoore und Gletschermühlen zu einer Märchenlandschaft.
Und jetzt ein Szenenwechsel: Auf das sanfte Val Fex folgt das pittoreske Val Bregaglia mit seinen wunderbaren Dörfern und seiner Italianità. 2015 erhielt die Comune di Bragaglia den Wakkerpreis für seine intakten Dorfkerne, seine Architektur. Der 1. Tag ist der Edelkastanie und den Soglioprodukten gewidmet. Im Bergell liegen die grössten Kastanienhaine der Schweiz, eine einmalige Landschaft, wie man sie sonst nirgends findet, parkähnlich, lieblich, von den Castanicoltori, den Kastanienbauern gepflegt. Die Haine verfügen über eine unglaubliche Biodiversität, so gibt es hier z.B. noch den Halsbandschnäpper, ein Vogel, der ausschliesslich in Kastanienhainen lebt. In Plazza, dem Kastanienhain von Soglio, wo auch die Cascine, die Kastaniendörrhäuschen
stehen, biegen sich die Äste bereits unter den Früchten. Die ersten Kastanienigel sind schon offen und noch weisse, unreife Edelkastanien.blinzeln in die Sonne. Kaum zu glauben, dass in 3 Wochen schon mit der Ernte begonnen werden kann. In Castasegna werden wir bei den Soglioprodukten erwartet. Nach einem informativen
Rundgang durch die Produktion dürfen wir selber ein Produkt herstellen. Was, sei hier nicht verraten.
Grenzland Bergell, mitten durchs Tal geht die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Italien. Heute stehen die Crottis, sogenannte Felsenkeller auf dem Programm. Crottis sind der ideale Ort für die Reifung von Käse, Wurstwaren und Wein. Diese Örtlichkeiten werden von den Bergellern dies und jenseits der Grenze seit Jahrhunderten genutzt, sind eigentlich ein Weltkulturerbe. Nachdem wir die Köstlichkeiten der Crottis degustiert haben, spielen wir eine Partie Boccia. Crottis und Boccia, das gehört unbedingt zusammen. Einen Morgen widmen wir den Küchen- und Heilkräutern. Die Vielfalt, die wir hier finden, ist beeindruckend, es ist eben wie im Paradies. Wir kosten, lassen unsere Geschmacksnerven neue Erfahrungen machen und testen Heilkräuter auf ihre Wirkung, z.B. was man gegen Brennnesseln verwenden kann.
Und dann geht es noch nach Chiavenna, diesem schmucken Alpenstädtchen. Rundherum Berge weit über 2000 m, aber nur noch auf einer Höhe von 330 m, gegensätzlicher geht es nicht mehr. Wir streifen durch die malerischen Gassen und lassen auf einer Piazza bei einem Apero die Woche ausklingen. Dolce far niente! Salute! Alla prossima!
Werner Anliker, Reiseleiter