Auf den Spuren Kolumbans über die Alpen / Chur bis Chiavenna
Auf den Spuren Kolumbans über die Alpen / Chur bis Chiavenna
Schon früh hat mich die Frage beschäftigt, wie und auf welchem Weg Kolumban mit seinen Weggefährten über die Alpen wanderte, nachdem sie Bregenz im Jahre 612 im Frühling verlassen mussten. Für mich war es ein lang gehegter Traum, einmal auf den Spuren Kolumbans über die Alpen in den Süden zu wandern.
So entschloss ich mich diesen Sommer, endlich den Traum die Via Columbani zu Fuss von Chur über den Septimerpass bis Chiavenna zu verwirklichen, dies mit Wanderbegleitung, ebenfalls begeistert und interessiert, neue Pfade und Kulturlandschaften zu erkunden. Verschiedene Male sind wir gastfreundlich empfangen worden; regelmässig ergaben sich auf jeder Tagesetappe interessante Gespräche an kulturellen Orten, meist bei Kirchen oder authentischen Plätzen kleiner Siedlungen abseits von Hauptstrassen in der Surselva und im Bergell.
Das Herzstück der Alpenüberquerung des Kolumbansweg ist für mich natürlich der Septimerpass – ein grossartiges Erlebnis. Von Bivio, der Perle am Julierpass, überrascht die Wanderung durch eine weite, sanfte Landschaft des Val Tgavretga hoch zum Passo di Set (2310 m). Einmal oben, öffnet sich der Blick zur beindruckenden Bergwelt im Bergell. Nach Osten zweigt der Weg zum Lunghinpass und Lunghinsee, nach Westen nach Juf ins Averstal. Archäologisch ist der Septimerpass eine Fundgrube: Hier wurde ein römisches Feldlager aus der Zeit von Augustus entdeckt. Am Plang Canfer sind immer noch römische Wegspuren zu entdecken. Das Hospiz Tgesa da Sett aus dem Mittelalter ist allerdings nicht mehr erhalten. Der Abstieg von knapp 900 Höhenmetern nach Casaccia ist spektakulär. Zu Beginn führt der einstige Saumpfad über eine mittelalterliche Steinbrücke und sorgfältig restaurierte Karrenwege aus dem Spätmittelalter, weiters steil hinab über Serpentinen ins Bergell nach Casaccia – sehr eindrücklich, jeder Schritt ein Genuss!
Auf jeder Tagesetappe des Kolumbanwegs von Chur nach Castasegna sind wir mehrfach beschenkt worden: überraschende Begegnungen mit gastfreundlichen Einheimischen und Wegwanderer, kulturelle Juwelen abseits überfüllter Hotspots, Natur pur, Ruhe und Stille zum Innehalten auf dem Weg, auch zu sich selbst, kurz: Entschleunigung im besten Sinne.
Das Teilstück des Kolumbanwegs über die Alpen kann ich allen Wandertüchtigen empfehlen.
Fredy Duft, Lichtensteig