Samstagspilgern auf dem Kolumbansweg von Herisau nach St. Gallen
Der Schädel von Gallus in der Krypta
Samstagspilgern auf dem Kolumbansweg am 5. November 2022 von Herisau nach St. Gallen
Am 5. November war wieder einer dieser Tage, die von der Meteo als sehr schlecht angekündigt waren. Und einmal mehr hat sich Kolumban, der ja mit seinen Jüngern auch bei jedem Wetter unterwegs war und sich wohl ebenfalls mehr am schönen als am schlechten Wetter erfreute, der heutigen Wanderer erbarmt und einen kühlen, aber regenfreien Tag sich über die Wanderstrecke spannen lassen.
11 Kolumbanswanderer fanden sich in Gossau ein und liessen sich mit dem Bus bis zum Ausgangspunkt der Wanderung – Herisau Stelz – fahren. Bevor der Aufstieg zur Rosenburg in Angriff genommen wurde, gab es den gewohnten Einstieg mit Begrüssungs-Kaffee.
Gemütlich ging es dann bergan, ein Stück weit auf dem Robert-Walser-Weg, und schon konnte aus der Höhe auf die umliegende Gegend hinuntergeschaut werden. Der Schreibende gab dabei einige Informationen nicht nur zur Geografie, sondern auch zum Tagesthema: Gallus in seiner zweiten Heimat.
Als Ire hatte Gallus zusammen mit seinem «Chef» Kolumban und einigen Gefährten das weisse Martyrium, gesucht, also das endgültige Verlassen der Heimat, Irland. Gesucht hatten sie die Einsamkeit, gefunden schliesslich einen Missions-Auftrag zur Christianisierung des Frankenreichs. Nach dem 20-jährigen Aufenthalt in Luxeuil und der Vertreibung erreichten sie schliesslich die heutige Schweiz, wo Gallus dann auf die Weiter-Wanderung verzichtete und mit der klösterlichen Exkommunikation (keine Messe lesen dürfen) bestraft wurde. An der Steinach fand Gallus den Ort, an dem er blieb und sein Eremitenleben verbrachte, also seine zweite Heimat. Wenn wir den heutigen Stiftsbezirk in St. Gallen betrachten und bewundern, dann sehen wir, was aus dem seinerzeitigen Eremitendasein geworden ist!
Die Weiterwanderung führte an der Ruine Rosenburg vorbei – die Herren von Rosenberg waren eine adlige Familie, die vom 12. bis 15. Jahrhundert im Dienst des Fürstabtes von St. Gallen standen. Die Burg selber wurde um 1150 erbaut.
Beim alten Zoll, kurz vor Herisau, gelangten die Wanderer auf den Jakobsweg, der sie am Gübsensee entlang und hinunter ins Sittertobel führte. Um den Asphalt bis zum Stiftsbezirk zu vermeiden, wurde bis Marktplatz der Stadtbus benutzt.
Für einmal war vorgesehen, das Picnic durch eine feine St. Galler Bratwurst (bei schönem Wetter im Freien) zu geniessen. Die Bedingungen luden jedoch zu einem Restaurant-Besuch ein, wo dann die Bratwurst nicht aus der Hand, sondern mit Messer und Gabel verzehrt wurde.
Als kleiner Höhepunkt des Tages konnte die Gruppe in der Kathedrale die Gallus-Krypta besuchen. Frau Brülisauer öffnete speziell für die Kolumbanswanderer nicht nur das Gitter zum Chor, sondern auch die Türe zur Krypta. Eindrücklich der Schädel von Gallus, ebenso die weiteren Reliquien und die lange Liste der Äbte seit der Klostergründung durch Otmar. Dass auch das phantastische Chorgestühl und die Gallus-Glocke gebührend bewundert wurden, versteht sich von selbst.
Im Anschluss begab sich die Gruppe zur Mühleggbahnstation an der Steinach. Fredy Duft, einer der Teilnehmer, erzählte dann viel Interessantes, von Bildern unterstützt, aus dem Leben von Gallus, hier, an diesem Ort, wo Gallus nachgewiesenermassen über einen Strauch gestolpert war und seine Klause errichtet hatte. Ein eindrücklicher geschichtsträchtiger Ort.
Derart kulturell bereichert wurde der Tag abgeschlossen. Ein letzter Kaffee am Bahnhof (bei einsetzendem Regen) und die Gruppe zerstreute sich wieder in alle Winde.
Der nächste Teil der Wanderungen auf dem Kolumbansweg findet am 6.-7. Mai und am 11. November 2023 statt. Vielleicht sind ja Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dann auch dabei?